Erneut Freudentaumel in der Hamburger Bramfelder Straße. Die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen e. V. (GVU) vermeldete stolz, dass das Amtsgericht Würzburg jüngst zu dem Urteil kam, dass ein 32-jähriger Aschaffenburger mehr als die Hälfte seines Jahresnettoeinkommens als Geldstrafe zahlen muss. Dem Mann wurde nachgewiesen, dass er sich unerlaubt 74 Computerspiele sowie 27 Computerprogramme heruntergeladen bzw. diese verteilt hat.
Sollte der nun vorbestrafte Filesharer die Geldstrafe nicht zahlen, drohen ihm als Folge 200 Tage Haft. Zusätzlich ordneten die Richter die Einziehung seines PCs, Notebooks und zahlreicher Datenträger an. Drei weitere Notebooks sowie eine dazugehörige Festplatte erhält der Mann nach Löschung der Festplatten wieder zurück. Die Kripo hatte die Hardware im Verlauf einer Hausdurchsuchung sichergestellt.
Und weil die Beamten offensichtlich mit der Auswertung überfordert waren, bat man die Hamburger Experten um Hilfe, die diesem Gesuch mit Sicherheit gerne nachgekommen sind. Man identifizierte eine Vielzahl von illegalen Dateien auf den Datenträgern des Aschaffenburgers, was in einem Strafantrag mündete. Die Staatsanwaltschaft erkannte ein besonderes öffentliches Interesse an der Strafverfolgung des Raubmordkopierers und stellte Strafbefehl, der aber erst im September gültig wurde.
Einer der Rechtfertigungen der Aktion ist eine Statistik vom Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU). Die Interessenvertretung der Entwickler und Publisher von Computerspielen in Deutschland hat für das erste Halbjahr 2008 ermittelt, dass die Umsätze im PC-Spiele-Markt um mehr als 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen sind. Und dies ganz im Gegensatz zur Umsatzentwicklung bei Handhelds (plus 27 Prozent) und sonstigen Konsolen, bei denen eine Umsatzsteigerung von über 50 Prozent festgestellt wurde. Und trotzdem: Insgesamt wurden laut BIU bis zum dritten Quartal 929 Mio. Euro mit Computer- und Videospielen umgesetzt. Dies entspricht einem Plus von 14% gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Olaf Wolters (BIU) in der heutigen Pressemitteilung dazu: "Wir erwarten für das Weihnachtsgeschäft eine Fortsetzung der insgesamt sehr positiven Marktentwicklung. Vor allen Dingen im Segment der PC-Spiele wird das Weihnachtsgeschäft positive Spuren hinterlassen, weil die Anbieter sich die umsatzstärksten Titel für das Weihnachtsquartal aufgespart haben. So rechnen wir trotz des eingetrübten Konsumklimas für das Gesamtjahr mit einem Wachstum von mindestens 20 Prozentpunkten."
Jubel, Trubel, Heiterkeit also auf ganzer Linie, außer in Aschaffenburg!
Quelle: http://www.gulli.com/news/gvu-jubelt-erneut-2008-11-24/