Im Rahmen einer gro? angelegten Polizeiaktion durchsuchten Ermittler am heutigen Donnerstag Nachmittag eine M?nchner Anwaltskanzlei, die in der IT-Branche durch fragw?rdige Abmahnungen wegen Verletzung gewerblicher Schutzrechte bekannt geworden ist. Die Razzia fand im Zuge eines Schlags gegen professionelle Anbieter von Raubkopien statt, der vom Landeskriminalamt (LKA) Th?ringen koordiniert wurde. Die Spurensicherung beschlagnahmte Computer und Akten.
Nach Informationen von heise online verd?chtigt die Staatsanwaltschaft Erfurt einen der Kanzleiinhaber, den Rechtsanwalt Bernhard S., an Geldw?sche und der Gr?ndung einer kriminellen Vereinigung beteiligt gewesen zu sein. Au?erdem soll er massiv an Verst??en gegen das Urheberrecht mitgewirkt haben. Wegen Verdunklungs- und Fluchtgefahr befindet sich S. in Untersuchungshaft.
Im Rahmen der Aktion setzte die Polizei drei weitere Personen fest. Bei den festgenommenen Br?dern Daniel und Thomas R. aus dem th?ringischen Breitungen soll es sich um die Drahtzieher handeln. Am heutigen Donnerstag fanden au?erdem Durchsuchungen an weiteren Orten statt. Die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU) spricht bereits jetzt vom "vermutlich weltweit gr??ten Schlag gegen kommerzielle Warez-Download-Anbieter".
Den Ermittlungen liegen parallel verlaufene Recherchen der GVU, des Berliner Tagesspiegel sowie des Computermagazins c't zugrunde. Demnach bietet eine kriminelle Vereinigung seit Juni 2003 die kommerzielle Download-Plattform www.FTPWelt.com f?r raubkopierte Filme und Software an. Ihre Ware stellten sie mit einem Netz von hervorragend angebundenen FTP-Servern im Ausland, wie den Niederlanden, USA oder Russland bereit. Den so genannten "Highspeed-Service" lie?en sie sich von ihren Nutzern gut bezahlen. Informationen von c't zufolge hatten zuletzt ?ber 45.000 Kunden f?r einen monatlichen Umsatz von 120.000 bis 140.000 Euro gesorgt -- Tendenz ansteigend. Die GVU spricht von einer "niedrig veranschlagten Schadenssumme im zweistelligen Millionenbereich".
Alle finanziellen Dinge wurden ?ber einen externen Bezahldienst abgewickelt, bei dem heute ebenfalls eine Durchsuchung stattfand. Die mutma?lichen Hauptt?ter, der 20-j?hrige Daniel R. sowie sein 30-j?hriger Bruder Thomas R., haben den Ermittlungen zufolge den Service organisiert, sind aber selbst kaum als Inhaber in Erscheinung getreten. Ein von ihnen gegr?ndetes Briefkastenunternehmen auf der Insel Tortola (British Virgin Islands), die "Internet Payment Systems Ltd.", habe f?r Deckung gesorgt.
Den M?nchner Rechtsanwalt S. betrauten die Hinterm?nner nach Angaben der Ermittler mit der Verwaltung der Finanzen ihrer Briefkastenfirma. S. f?hrte unter anderem ein Anderkonto f?r die Gruppe, auf dem beispielsweise Ausgaben und Einnahmen aus dem Betrieb des Service eingingen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft handelte S. "in voller Kenntnis des illegalen Vertriebs der Daten". c't liegen Schriftwechsel des Anwalts mit seinen Mandanten sowie ein von ihm handschriftlich unterzeichneter Western-Union-Transferauftrag f?r Server-Bestellungen in Russland vor.
Wann mit einer Anklage gegen die mutma?lichen T?ter zu rechnen ist, lie? die Staatsanwaltschaft Erfurt bisher nicht wissen. Ma?nahmen der Verm?gensabsch?pfung seien aber bereits eingleitet. Unklar ist ebenfalls, ob die Kundenkartei der Warez-Anbieter genauer untersucht werden soll. Rechtsexperten rechnen kaum damit, dass jene Nutzer, die etwas heruntergeladen und daf?r bezahlt haben, strafrechtlich belangt werden.
Der Berliner Tagesspiegel will in einer seiner morgigen Ausgaben weiter ?ber die Vorg?nge berichten. c't schildert Hintergr?nde und die weitere Entwicklung in der Ausgabe 21/04.
Heise.de