Statistik: Verfasst Author: MaG — 17.09.2004, 11:52
Statistik: Verfasst Author: Quietdeath — 17.09.2004, 06:54
Film ab ? gr??te Razzia gegen Raubkopierer
Ein M?nchener Anwalt und drei Th?ringer sollen 45.000 Kunden ?ber das Internet mit neuen Kinostreifen versorgt haben. Fast eine Million Euro sollen die Raubkopierer damit eingenommen haben. Nun sind die Verd?chtigen in Haft.
(Der Tagesspiegel, 17.09.2004) - Lange Zeit galt eine M?nchener Anwaltskanzlei als der Schrecken der Raubkopierer. Im Auftrag der Industrie ging sie gegen den illegalen Tausch von Computerspielen und andere Urheberrechtsverletzungen vor. Ausgerechnet ein Mitinhaber der Kanzlei wechselte jedoch offenbar sp?ter auf die Seite der Raubkopierer. Am Donnerstag schlugen Polizisten und Staatsanw?lte zu: Anwalt S. wurde wegen des Verdachts der illegalen Verbreitung von Kinofilmen ?ber das Internet verhaftet ? zusammen mit drei 19- bis 30-j?hrigen Beschuldigten aus Th?ringen. Die Fahnder durchsuchten Wohnungen und Gesch?ftsr?ume. Vom ?vermutlich weltweit gr??ten Schlag? gegen kommerzielle Anbieter von Raubkopien spricht die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU). Die Organisation k?mpft im Namen der Film- und Computerindustrie gegen illegale Kopien.
Die Raubkopienseite namens ?www.ftpwelt.com? habe seit Juni 2003 rund 45.000 Kunden bedient und dabei Einnahmen von knapp einer Million Euro erzielt, gab die Staatsanwaltschaft M?hlhausen in Th?ringen am Donnerstag bekannt. Anwalt S. sei ?f?r ?Rechtliches, Buchhaltung und Finanzen? verantwortlich gewesen. Laut Unterlagen, die sowohl dem Tagesspiegel als auch den Ermittlern vorliegen, flossen die Einnahmen und Ausgaben mutma?lich ?ber ein Konto der Kanzlei. Au?erdem scheint der Anwalt S. auch Auftr?ge an Rechenzentren erteilt zu haben, um das kriminelle Netzwerk weiter auszubauen.
Anders als in den bekannteren Internet-Tauschb?rsen gab es aktuelle Kinofilme, Computerspiele und Musikdateien dort nur gegen Entgelt. Diese ?hohe kriminelle Energie? und das ?hoch professionelle, konspirative Vorgehen? seien einzigartig, sagt der Chefermittler der GVU, Bernd Kulbe. Den monatlichen Umsatz beziffert er auf zuletzt rund 120 000 bis 140 000 Euro ? ?mit steigender Tendenz?. Der Schaden f?r die Filmindustrie belaufe sich auf einen zweistelligen Millionenbetrag. Schlie?lich sei davon auszugehen, dass Kunden die heruntergeladenen Filme weiter vervielf?ltigten.
Manche Streifen geh?rten schon eine Woche vor ihrem Kinostart zum Angebot der Raubkopienseite. Mindestens einer der Beschuldigten aus Th?ringen steht im Verdacht, Kontakt zu so genannten Erstver?ffentlichern zu haben. Diese nehmen Filme zumeist mit Videokameras in Kinos?len auf. Die Filme seien bei ?ftpwelt? fr?her als in Internet-Tauschb?rsen verf?gbar und in ?atemberaubender Geschwindigkeit? herunterzuladen, warb die Seite. Auf einem Pr?fsiegel einer erfundenen ?Stiftung Downloadtest?, das aussah wie eine Bewertung der Stiftung Warentest, benoteten sich die Betreiber selber mit ?Sehr gut?.
Als Zahlungsmittel akzeptiert waren Kreditkarten, Bank?berweisungen und kostenpflichtige Anrufe bei einer 0190er-Telefonnummer, die sp?ter ?ber die Telefonrechnung abgerechnet wurden. Die unterschiedlichen Pauschalpreise galten jeweils f?r bestimmte Datenmengen. F?r rund 15 Euro lie?en sich zwei bis drei Filme herunterladen. Die Namen der 45 000 Kunden k?nnten die Beh?rden wohl anhand der im Computersystem gespeicherten Listen der Zahlungsvorg?nge herausfinden. Dem Vernehmen nach m?ssen die Nutzer aber keine Strafverfolgung f?rchten. Die Vielzahl von Verfahren w?rde die Justiz vermutlich ?berlasten. Auch der GVU und den dort organisierten Filmkonzernen gen?gt es vorerst, die ?Vertriebsstrukturen zu zerschlagen?. Im Haftbefehl wird dem Anwalt S. nicht nur die ?gewerbsm??ige Vervielf?ltigung? urheberrechtlich gesch?tzter Werke vorgeworfen. Es gehe eventuell auch um die ?Bildung einer kriminellen Vereinigung?, best?tigte der Leitende Oberstaatsanwalt auf Nachfrage. Die Betreiber der Seite k?nnten sich au?erdem m?glicherweise der Steuerhinterziehung schuldig gemacht haben, allerdings l?gen dazu noch keine Erkenntnisse vor. Die GVU, von der die Strafanzeige stammt, will auch Verst??e gegen Jugendschutzbestimmungen pr?fen lassen. Anscheinend waren Sexfilme ohne die vorgeschriebene Alterskontrolle abrufbar.
Die Hinterm?nner hatten ihre Spuren gr?ndlich verwischt. Die Rechner standen offenbar im europ?ischen Ausland, w?hrend ein eigens entwickeltes Einwahlprogramm interkontinentale Verbindungen vort?uschte. Registriert war die Seite ?ber eine Briefkastenfirma auf den Jungferninseln.
Doch mit einem hatten die Beschuldigten nicht gerechnet: Einem Hacker gelang es, unbemerkt in das Computersystem einzudringen. Der junge Mann soll ver?rgert ?ber Aktivit?ten der Kanzlei gewesen sein, hei?t es. Monatelang hatte er Zugriff auf brisante Daten des Raubkopien-Netzwerks ? darunter E-Mails, Abrechnungen, Kundendaten sowie Angaben zu Bankverbindungen und den Standorten der Rechenzentren. Diese Indiziensammlung ging bereits vor Monaten ?ber einen Mittelsmann der Polizei, der GVU, dem Tagesspiegel und der Computerzeitschrift c?t zu. In Absprache mit den Ermittlern warteten beide Medien bis jetzt mit der Ver?ffentlichung. Zuletzt lie? die federf?hrende Staatsanwaltschaft M?hlhausen auch Telefone ?berwachen und die Verd?chtigen beschatten.
Trotz des j?ngsten Ermittlungserfolgs gibt es Raubkopien von Kinofilmen weiterhin in gro?er Zahl im Internet; in Tauschb?rsen kursieren die Streifen nach wie vor. Die Quantit?t und Qualit?t des Angebots hat jedoch abgenommen. Immer ?fter gibt es die Filme auch erst nach der Kinopremiere. Bereits im Fr?hjahr waren bei rund 800 Hausdurchsuchungen und Razzien in Rechenzentren gro?e Teile der deutschen Erstver?ffentlicher-Szene aufgeflogen ? darunter zwei Gruppen, die in Zusammenarbeit mit Filmvorf?hrern die Szene mit guten Kopien versorgt hatten. Auch die nun geschlossene Bezahlseite ?ftpwelt? erf?llte l?ngst nicht alle Anspr?che von Cineasten und griff oft auf schlechtes Material zur?ck. Bereits im Juni hatte der Tagesspiegel dort als Teil der Beweissicherung ?Harry Potter und der Gefangene von Askaban? heruntergeladen. Die im Kinosaal abgefilmte Kopie wurde vermutlich f?r alle, die daf?r bezahlt hatten, eine herbe Entt?uschung. Das Bild war nicht nur ?u?erst dunkel, sondern auch stark in den Proportionen verzerrt.
Der verhaftete M?nchener Anwalt ist ?brigens in weitere dubiose Gesch?fte verwickelt. In die Schlagzeilen geriet er bereits als Gesch?ftsf?hrer einer Firma, die Internet-Einwahlprogramme (Dialer) f?r teure 0900er-Rufnummern vermarktet. Dialer sind zwar in der Regel nicht illegal, werden von Kritikern wie der Verbraucherzentrale Berlin jedoch immer wieder als ?Abzocke? gebrandmarkt. Auch diese Einnahmequelle d?rfte f?r den Anwalt nun versiegen. (Von Cay Dobberke)
Statistik: Verfasst Author: heldenlama — 16.09.2004, 20:36
Statistik: Verfasst Author: Gast — 16.09.2004, 20:17
Statistik: Verfasst Author: cruser99 — 16.09.2004, 20:02
Statistik: Verfasst Author: Gast — 16.09.2004, 19:50
Statistik: Verfasst Author: cruser99 — 16.09.2004, 19:29
Statistik: Verfasst Author: VEGETA — 16.09.2004, 18:36
Statistik: Verfasst Author: Pozilei — 16.09.2004, 18:23